GTZ8-B (Vamos)
Der GTZ8-B Vamos ist ein Stadtbahnfahrzeug, das für die Stadtbahn Bielefeld der moBiel GmbH entwickelt und von einem Konsortium aus HeiterBlick (mechanischer Teil) und Kiepe Electric (elektrische Ausrüstung) gebaut wurde. Es ist das erste realisierte Fahrzeug der „Vamos“-Modellfamilie von HeiterBlick.
Aufbau
Der GTZ8-B (Gelenktriebzug achtachsig, Bauart Bielefeld) ist ein dreiteiliges, meterspuriges Zweirichtungsfahrzeug, das in Einzel- oder Doppeltraktion eingesetzt werden kann. Das Fahrzeug verfügt auf jeder Seite über fünf Türen, davon eine im Mittelteil. Es ist für den Halt an Hochbahnsteigen ausgelegt. Um auch ebenerdige Haltestellen bedienen zu können, besitzen die drei mittleren Türen ausklappbare Trittstufen. Hinter jeder Tür befinden sich Abstellflächen für Kinderwagen, Rollstühle oder Fahrräder. Alle Vamos ab 5023 haben keine ausklappbare Trittstufen mehr, sie sind also nur noch für den Halt an Hochbahnsteigen ausgelegt. Für die Evakuierung von Fahrgästen im Notfall sind unterhalb der Türen Hohlräume in der Seitenwand ausgelassen, um hinausklettern zu können.
Die Breite der Fahrzeuge beträgt bis zur Bahnsteigkante 2,30 m, darüber 2,65 m. Dadurch ist die Nutzung von Hochbahnsteigen möglich, die für die schmaleren Fahrzeuge des Typs M ausgelegt wurden. Mit einer Kapazität von ca. 230 Fahrgästen ist der Vamos deutlich geräumiger als sein Vorgänger.
Die Züge besitzen vier Drehgestelle, alle acht Achsen sind angetrieben. Die Fahrzeugkästen sind in Stahlbauweise gefertigt. Es stehen 52 Sitzplätze, davon 28 in 2+1-Bestuhlung, sowie weitere 16 Klappsitze in den Eingangsbereichen zur Verfügung. Die Fahrzeuge verfügen über eine Klimaanlage und Monitore zur Fahrgastinformation.
Die 3 Klimaanlagen vom Typ "Kiepe HKL 361" der Fahrgasträume je Fahrzeug haben einen Luftdurchsatz von 2350 Kubikmeter pro Stunde und weisen eine Kühlleistung von 16kW sowie eine Heizleistung von 22kW auf.
Fahrerkabine
Die Fahrerkabine ist beim Vamos im Gegensatz zu den Fahrerkabinen im M8C und M8D äußerst geräumig gestaltet. Die Fahrerkabinen auf dem A-Kopf sowie auf dem B-Kopf sind nahezu identisch aufgebaut, wobei sich im B-Kopf der Kilometerzähler befindet.
Neben der großen Fensterfläche mit 3 Rollläden links, frontal und rechts findet sich eine weitere Neuheit: Die Bedienung der meisten Fahrzeugfunktionen wird über zwei redundante Fahrerstandsdisplays mit Touchfunktionen des Typs "KFD 102" geregelt. Diese Displays sind in der Entfernung zum Fahrersitz stufenlos einstellbar was der Fahrerplatzergonomie zugute kommt. Unterhalb der Armlehne am Bedienelement mit dem Sollwertgeber befinden sich noch einige gegen versehentliche Benutzung gesicherte Drehknöpfe, womit im Gefahren oder Störungsfall verschiedene Fahrzeugfunktionen freigegeben oder gesperrt werden können.
Die Fahrerkabinen verfügen neben der Tür an der Rückseite der Fahrerkabine ebenfalls über eine elektrische Außenschiebetür auf der linken Kabinenseite die einen Ein-/Ausstieg in die Kabine gewährleistet, ohne den Fahrgastraum betreten zu müssen.
Der Fahrersitz der Firma Isringhausen ist in vielerlei Hinsicht verstellbar um den verschiedenen Körpern des Fahrpersonals bestmöglichen Komfort zu bieten. Dazu gehören die Einstellung nach vorn/hinten also Distanz zum Fahrerstandsdisplay und hoch/runter. Die Rückenlehne mit integrierter, seperat einstellbarer Kopfstütze lässt sich nahezu stufenlos an die persönlichen Präferenzen anpassen. Zusätzlich kann die Sitzfläche in der Länge und in der Neigung verstellt werden. Die Sitze verfügen ebenfalls über eine 3-Stufige Sitzheizung (in der neusten Ausstattung, ansonsten einstufig), 2 Luftpolster in der Rückenlehne sowie jeweils ein Luftpolster in den Sitzflanken. Diese Luftpolster können per Knopfdruck vom Fahrpersonal nach belieben eingestellt werden. Zum Fahrersitz gehört ebenfalls ein verstellbares Fußbrett auf dem sich noch ein Fußpedal zum Ein-/Ausschalten des Fernlichts befindet.
Auf dem Dachaufbau des Fahrzeugs befinden sich jeweils oberhalb der Fahrerkabinen die Heiz-/Klimaanlagen vom Typ "Kiepe HKL 304" welche einen Luftdurchsatz von 760 Kubikmeter pro Stunde bieten bei 4,8kW Kühlleistung und 7,2kW Heizleistung. Ebenfalls verfügt die Klimaanlage über eine Entfeuchtungsfunktion um bei regnerischem Wetter die Front- und Seitenscheiben nahezu beschlagfrei zu halten.
Einsatz
Die neuen Züge sollen die M8C-Fahrzeuge aus den 1980er-Jahren ersetzen. Der erste „Vamos“ wurde im Juni 2011 an die moBiel GmbH übergeben. Bis Mitte 2012 sollten insgesamt 16 Einheiten (acht Doppeltraktionen) in Dienst gestellt werden. Der erste fahrplanmäßige Einsatz war für Oktober 2011 geplant, es kam jedoch zu Verzögerungen bei der Zulassung durch die technische Aufsichtsbehörde NRW in Düsseldorf. Der erste Zug ging am 20. Dezember 2011 in den Linienbetrieb auf der Linie 4, am 25.06.2012 erfolgte der erste Einsatz eines Vamos-Fahrzeuges auf der Linie 2. Zunächst sollten die Linien 4 in Doppeltraktion und 2 mit Einzelfahrzeugen bedient werden, mittlerweile fahren aber überwiegend Doppeltraktionen auf beiden Linien.
Mit den Herstellern wurde eine Kaufoption über maximal 25 zusätzliche Fahrzeuge vereinbart. GTZ8-B 5013 wurde 2012 auf der InnoTrans in Berlin vorgestellt, nachdem dieser nach Bielefeld ausgeliefert wurde. Im Dezember 2012 wurden die letzten der 16 Vamos-Fahrzeuge der ersten Baureihe ausgeliefert.
Erforderliche Netzumbauten
Wegen der gegenüber den bisherigen Fahrzeugen geänderten Maße, insbesondere der Breite, waren bzw. sind größere Umbauten erforderlich. So mussten Gleisradien und Gleisabstände vergrößert und Bahnsteige verlängert werden. Einen besonders schwierigen Punkt stellt die für breitere Fahrzeuge nicht mögliche Befahrung der Kreuzstraße dar. Für die Linie 4 war die Wendeanlage Obernstraße unverzichtbar, diese kann jedoch nur über die Kreuzstraße erreicht werden. Der Bau einer Kehranlage bzw. neuen Endstelle mit Hochbahnsteig Dürkopp Tor 6 traf zunächst auf Widerstände und wurde Anfang 2012 von Anwohnern abgelehnt. Die Mehrheit im Stadtrat beschloss jedoch 2016 die Verlängerung der Linie 4, am 01.04.2019 wurde die neue Endhaltestelle dann eingeweiht und die Linie 4 endete fortan dort. Zwischen Juni und Dezember 2019, während der Bauarbeiten an der Station Marktstraße, nutzte die Linie 3 Dürkopp Tor 6 als Kehranlage. In den folgenden zwei Jahren wurde die Haltestelle Marktstraße als Ersatz für die ehemaligen Haltestellen August-Schröder-Straße und Ravensberger Straße errichtet, die Haltestelle Krankenhaus Mitte wurde als Hochbahnsteig neu errichtet und zuletzt konnte der Hochbahnsteig der Haltestelle Sieker Mitte an neuer Position in der Oldentruper Straße fertiggestellt werden. Der Stadtbahnast ab Rathaus bis Stieghorst ist seitdem barrierefrei ausgebaut.
Die Linie 2 war bereits seit Lieferung der ersten Vamos für den dortigen Einsatz geeignet, wenn auch wegen der noch nicht verlängerten Bahnsteige nur für Einzelwagen. Bis zum Jahr 2015 und der Verlängerung von Milse bis Altenhagen wurden die Bahnsteige verlängert.
Auf der Linie 1 und der Linie 3 ist bisher kein Einsatz von Vamos möglich. Auf der Linie 1 sind die meisten Bahnsteige zwar lang genug, jedoch ist der Gleismittenabstand auf einigen Abschnitten nicht ausreichend, so zum Beispiel in der Kreuzstraße. Auf der Linie 3 weist der gesamte Streckenabschnitt ab der Haltestelle Auf der Hufe bis Babenhausen Süd einen zu geringen Gleismittenabstand auf, zusätzlich sind alle Haltestellen nicht lang genug. Der Ausbau der verbleibenden, noch nicht berrierefreien Haltestellen, ist im derzeit dritten Entwurf des Nahverkehrsplans für die Stadt Bielefeld in zwei Phasen terminiert: In Phase 1 (2020–2023) werden auf der Linie 1 die Haltestellen Brackwede Kirche, Normannenstraße und Gaswerkstraße im Zuge des Umbau des Streckenabschnitts Hauptstraße der Linie 1 in Brackwede barrierefrei ausgebaut. In Phase 2 werden auf der Linie 1 die Haltestellen Heidegärten und Windelsbleicher Straße, auf der Linie 2 die Haltestellen August-Bebel-Straße und Teutoburger Straße und auf der Linie 3 die Haltestellen Lange Straße und Voltmannstraße barrierefrei mit Hochbahnsteigen ausgebaut. Diese Maßnahmen werden ab dem Jahr 2024 gemeinsam mit einem Vollausbau der Jöllenbecker Straße vollzogen. In diesem Zusammenhang werden auch die Haltestellen Auf der Hufe und Koblenzer Straße angepasst.
moBiel betont bei allen Umbauten, dass der Einsatz breiterer Fahrzeuge bereits beim Bau des Innenstadttunnels berücksichtigt wurde und vorgesehen war, da die ursprüngliche Entwurfsplanung der Stadtbahn ab 1965 einen Umbau in Normalspur vorsah. Bereits geplante Streckenverlängerungen sind schon für breitere Fahrzeuge geplant und müssen nachträglich nicht mehr angepasst werden. So werden die neu zu bauenden Verlängerungen nach Sennestadt, zur Schloßhofstraße und nach Hillegossen bereits an Tag 1 mit dem Vamos zu erreichen sein.
2. Baureihe (2020–2023)
Bestellung
Im Dezember 2017 hat moBiel 24 weitere Vamos-Stadtbahnen für rund 90 Millionen Euro beim Herstellerkonsortium Heiterblick/Kiepe-Electric, das auch schon die ersten 16 Vamos-Fahrzeuge baute, bestellt.
Die neuen Vamos sollen wie heute schon auf der Linie 2 (Altenhagen – Sieker) und Linie 4 (Lohmannshof – Stieghorst) eingesetzt werden. Um den Einsatz möglichst vieler trittstufenloser Fahrzeuge zu ermöglichen, wurden beim Fahrplanwechsel am 1. August 2021 die Linienäste der Linie 3 und Linie 4 getauscht.
Auslieferung
Die Auslieferung der Bahnen begann Anfang Dezember 2020 und sollte ursprünglich rund zwei Jahre dauern. Es kommt jedoch, aufgrund des Halbleitermangels und anderer externer Faktoren, wie der CoViD-19-Pandemie, zu Lieferschwierigkeiten. Das ursprünglich anvisierte Lieferintervall von 4 Wochen wird somit deutlich überschritten.
GTZ8-B 5017, der am 4. Dezember 2020 in Bielefeld angeliefert wurde hatte seine Jungfernfahrt am 24. Februar 2021 auf der Linie 4
Unterschiede zur ersten Baureihe
Die 24 neuen Bahnen sollen zum einen die restlichen, über 30 Jahre alten, Stadtbahnen vom Typ M8C ersetzen, zum anderen wird damit auf die seit vielen Jahren stetig steigenden Fahrgastzahlen reagiert. Da das Bielefelder Stadtbahnnetz als komplettes Hochflurnetz ausgelegt ist, sollten ursprünglich nur noch die ersten 4 Fahrzeuge mit Trittstufen geliefert werden. Diese Zahl wurde auf 6 aufgestockt, womit GTZ8-B 5023 das erste Fahrzeug ist, welches nur an Hochbahnsteigen halten kann.
Aufgrund der weiteren technischen Entwicklung wurden einige Komponenten durch neuere Versionen ersetzt. Unter anderem wurde ein neuer Bordrechner des Typs IDR-f2 der Firma Trapeze Switzerland eingebaut sowie die passenden abgesetzten Terminals des Typs Trapeze IPT.
Fahrzeugbestand
1. Baureihe
| Name | Baujahr | Fabriknummer | Lieferdatum | |
|---|---|---|---|---|
| GTZ8-B 5001 | Stadt Bielefeld | 2011 | 001 | 16 Juni 2011 |
| GTZ8-B 5002 | Amt Heepen | 2011 | 002 | 15 Juli 2011 |
| GTZ8-B 5003 | Stadt Brackwede | 2011 | 003 | 14 Oktober 2011 |
| GTZ8-B 5004 | Sennestadt | 2011 | 004 | 18 November 2011 |
| GTZ8-B 5005 | Senne I | 2011 | 005 | 29 Dezember 2011 |
| GTZ8-B 5006 | Amt Jöllenbeck | 2012 | 006 | 27 Januar 2012 |
| GTZ8-B 5007 | Gadderbaum | 2012 | 007 | 24 Februar 2012 |
| GTZ8-B 5008 | Amt Dornberg | 2012 | 008 | 23 März 2012 |
| GTZ8-B 5009 | Quelle | 2012 | 009 | 20 April 2012 |
| GTZ8-B 5010 | Ummeln | 2012 | 010 | 22 Mai 2012 |
| GTZ8-B 5011 | Holtkamp | 2012 | 011 | 19 Juni 2012 |
| GTZ8-B 5012 | Schildesche | 2012 | 012 | 13 Juli 2012 |
| GTZ8-B 5013 | Rochdale | 2012 | 013 | 10 August 2012 |
| GTZ8-B 5014 | Enniskillen/Fermanagh | 2012 | 014 | 7 September 2012 |
| GTZ8-B 5015 | Concarneau | 2012 | 015 | 19 Oktober 2012 |
| GTZ8-B 5016 | Nahariya | 2012 | 016 | 9 November 2012 |
2. Baureihe
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/GTZ8-B
https://www.mobiel.de/aktuelles/moderner-fuhrpark/der-neue-vamos/