M8C

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M8C 540 am 08.05.2021 auf der Linie 1 Richtung Schildesche in der Nikolaus-Dürkopp-Straße unter dem Dürkoppbogen
M8C 540 am 08.05.2021 auf der Linie 1 Richtung Schildesche in der Nikolaus-Dürkopp-Straße unter dem Dürkoppbogen. An diesem Tag endete die Linie 1 an der Haltestelle Dürkopp Tor 6, da am Niederwall ein Weichenkreuz ausgetauscht wurde.

Für den Ausbau der Bielefelder Straßenbahn zur Stadtbahn brauchte man Fahrzeuge, welche sowohl an den existierenden Straßenbahnhaltestellen sowie den Tunnelhaltestellen halten können. Die bisherigen sechs- und achtachsigen Fahrzeuge des Typs GT6 und GT8 waren nicht für den Zweirichtungsverkehr geeignet, welcher im Tunnelbetrieb notwendig ist. Auch hatten die bisherigen Fahrzeuge nur einseitig Ein- und Ausstiegstüren.

Ein damaliges Gutachten kam zu dem Schluss, dass es finanziell sinnvoller war, komplett neue Fahrzeuge anzuschaffen. Um bei Betriebsstörungen und während des Streckenausbaus frei wenden zu können, entschloss man sich für die Bestellung von Zweirichtungsfahrzeugen. Dies würde auch heute noch die Nutzung der M8C-Wagen an Hochbahnsteigen ermöglichen. Die Bezeichnung "M-Wagen" wurde durch die Meterspurweite der Gleise in den Netzen der entwickelnden Unternehmen gewählt. Ursprünglich stand das M jedoch auch für "Mittleres-Ruhrgebiet". In Bielefeld wurde der M-Wagen erstmals als "GT8-Z" (Gelenk-Triebwagen 8-achsig für Zweirichtungsbetrieb) bezeichnet.

Gebaut wurde es von der Firma Duewag, mit technischer Ausstattung der Firmen Siemens und BBC. Die Fahrzeuge sind, bis auf unterschiedliche Lackierungen weitgehend identisch. Durch die modulare Bauweise der Fahrzeuge ist es möglich, aus den achtachsigen, auch sechs- oder zehn-achsige Fahrzeuge zu bauen.

Dies geschieht durch die Herausnahme bzw. die Hinzufügung eines Mittelteils. Erprobt wurde letzteres einmalig in Bielefeld, stellte sich jedoch als zu lang und umständlich heraus. Auch kann man bis zu drei Fahrzeuge problemlos aneinander kuppeln. Durch Kooperation der verschiedenen Verkehrsbetriebe verkürzte sich die Entwicklungszeit auf 18 Monate. Rund 200.000 DM kostete ein Fahrzeug.

Auch in Augsburg, Bochum/Gelsenkirchen, Dortmund, Essen, Heidelberg, Kassel, Krefeld, Mainz, Mülheim und Nürnberg kamen diese Fahrzeuge zum Einsatz, wobei heutzutage diese größtenteils ausgemustert sind. Bielefeld hatte nach Essen den größten Bestand an M8C mit 44 Fahrzeugen Ende 1987.

Die Vorgänger dieser Bauart wurden mit einer Schützensteuerung (M8S) ausgeliefert, während diese mit einer Chopper-Steuerung ausgestattet sind. Die M8C konnte man außerdem beliebig in einen M6C, oder z.B. in einen M10C umbauen, allerdings wurde ein M6C nie und ein M10C nur zu Testzwecken ausprobiert.

Abweichend von der eigentlich planmäßigen einheitlichen Lackierung in den Farben rot und weiß, den Landesfarben von Nordrhein-Westfalen, wurden die M8C in Bielefeld in orange und weiß mit Warnschraffur am unterem Teil von beiden Fronten ausgeliefert.

Unterschiede zum Vorgänger

Der größte Unterschied der M8C im Gegensatz zu den M8S ist die Steuerung, da die M8C, statt einer Schützensteuerung, eine Choppersteuerung erhielten. Des weiteren erhielten die Fahrzeuge DÜWAG-Klappstufen und Schwenkstufen, um flexibel an Hochbahnsteigen und Haltestellen auf Straßenniveau halten zu können. Das Ausfahren der Schwenkstufen konnte mit einem Taster im Fahrstand unterbunden werden, dieser Taster war jedoch später außer Funktion. Fahrzeuge der ersten Bauserie erhielten elektromagnetisch gesicherte Schwenkstufen, bei den nachfolgenden Bauserien sind diese mechanisch gesichert. Ansonsten erhielten die M8C ein graues Fensterband, wobei der orange/weiße Grundlack erhalten blieb.

Spezifische Änderungen in Bielefeld

Die Wagen der ersten Bauserie hatten einen schnelleren Türöffnungsvorgang, der bereits ab unter 7 km/h eingeleitet werden konnte, da die Türen beim öffnen und schließen zu viel Zeit in Anspruch nahmen. Die Wagen der zweiten Bauserie wurden ohne Stromabnehmer geliefert, da die erste Bauserie über zwei Stromabnehmer verfügte, wovon dann jeweils einer entfernt wurde. Dies geschah dadurch, dass man keinen zweiten Stromabnehmer im Betrieb mehr benötigte. Bei der Auslieferung hatte die zweite Bauserie auch größere Zielschildkästen. Im Innenraum wurde auf Klappsitze neben den Gelenken in Bielefeld verzichtet, um mehr Platz für Rollstuhlfahrer als auch Kinderwägen zu schaffen. Weitere Änderungen in Bielefeld waren ein rutschfester Altro-Fußbodenbelag, der Einbau eines Rotationskompressors, eine neue Sandsteuereinrichtung mit Rohrbeheizung vom Typ SDN der Firma Knorr, größere Zielfilm-Anzeigen und eine Klimatisierung der Fahrerkabinen.

Umbauten

Die M8C-Fahrzeuge erhielten im Laufe der Jahre einige Umrüstungen.

Bereits ab 1983 wurden die Zielfilmkästen durch größere Modelle ersetzt.

Mitte der 90er Jahre wurde die seitlichen Rollbandanzeigen der Fahrzeuge mit Flipdot-Anzeigen des Typs MZ 202/6/25 ersetzt. Diese wurden mithilfe einer Leuchtstoffröhre von unten beleuchtet und ermöglichten eine flexiblere Zielanzeige und somit schnellere Änderungen, die durch den damaligen schnellen Ausbau des StadtBahn-Netzes notwendig waren.

Ab dem Jahr 2000 wurden die Fahrzeuge für den rollstuhlgerechten Einstieg umgerüstet. Dazu wurden Mittelstangen entfernt und die daran befindlichen Haltetaster durch neuere Modelle ersetzt.

Im Jahr 2013 wurden die Fahrzeuge mit einer Videoüberwachung ausgestattet.

Technische Daten

Wagenkasten

Der Wagenkasten war in Stahlleichtbaugerippe aus Walz- und Hohlprofilen, die 1,75 bis 2 mm stark, wobei das Dachblech nur eine Stärke von 1,5 mm aufweist, geschweißt beblecht sind, gebaut. Zur Gewichtsersparnis wurden einige nicht tragende Bauteile mit leichteren Werkstoffen gefertigt.

Gelenk

Die Wagengelenke waren mit Kugel-Drehverbindungen und Silentbloc-Lagerung gebaut. Das Mittelportal in Verbindung mit den verlängerten Wagenseitenwänden verdeckte nach außen den Gummibalgbereich und gab dem Wagen ein harmonisches Aussehen.

Innenausstattung

Der gesamte innere Wagenkasten verfügte über eine Grundierung mit Epoxyester von 2 mm Dicke und eine Decklack-Schicht. Bis 300 mm über Fußbodenoberkante bestand diese Verkleidung aus kaschiertem Hornitex. Der Boden des M8C bestand aus 3 mm dickem Spoknol, welches auf 16 mm starke, schwer entflammbare Delignitplatten aufgeklebt wurde. Die seitlichen Fenster waren alle ungefähr 1900 mm über Fußbodenhöhe angebracht. Mit einer Größe von 1500 mm in der Breite und 1100 mm in der Höhe bestand hier eine gute Sicht nach außen. Einige Fenster verfügten im oberen Bereich über Klappfenster zur Belüftung. Außerdem bestanden alle Fenster aus getöntem Sicherheitsglas und waren in Profilgummi eingesetzt.

Fahrerraum

Die Fahrerkabine war vom Fahrgastraum durch eine Trennwand, bestehend aus einer beidseitig mit Hornit beklebten Holzkonstruktion, abgetrennt. In dieser Holzkonstruktion befand sich eine verschließbare Tür mit Schiebefenster für den ursprünglichen Fahrkartenverkauf. Außerdem, für die Sicht durch das Fahrzeug, enthielt die Trennwand eine große transparente Fläche. Zudem verfügte der Fahrerraum über eine eigene Lüftung, Heizung und Klimatisierung. Der Fahrerraum verfügte über mehrere Einrichtungen zur Überwachung der Technik als auch ein Armaturenbrett zur Bedienung des Fahrzeuges. Der Fahrersitz war ein Modell der Firma Isringhausen.

Armaturentafel

Auf der Armaturentafel befanden sich im Originalzustand insgesamt 43 Leuchtaster zur Steuerung der Fahrzeugelektronik, welche in 5 Reihen unterteilt waren. Es handelt sich Leuchtdrucktaster des Typs Variotast 1 mit Mikroschaltern der Firma RAFI. Mit der ICTS-Umrüstung im Jahr 2010 wurden einige dieser Taster entfernt deren Funktionen vom MTT des IBISplus abgedeckt werden.

Auch befinden sich auf der Armaturentafel das ZUB-Fahrzeuggerät sowie der Tacho.

Schallschutz

Zum Schallschutz bestanden die Seitenwandbleche aus 20 mm dicken Glaswollmatten und die Innendecke aus einer Sandwich-Konstruktion mit Schaumkern. Dadurch wurden die Lärmemissionen (bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h) von 71-75 db(A) innen und 75-80 db(A) im Abstand von 7 m außen nicht überschritten.

Fahrgastsitze

Die Sitze im Fahrgastraum bestanden aus Neopren mit Wollplüschbezügen. Es gab die Sitzausführung als Doppel- (Breite 980 mm) bzw. Einzelsitz (Breite 490 mm) in Abteilform. Die Länge eines Sitz-Abteils war 1650 mm welche sehr der Bequemlichkeit hinzufügt. Die Auflage besaß auf der Sitzfläche eine Dicke von jeweils 90 mm und im Rückenbereich eine Dicke von 50 mm. Unterhalb der Sitze befanden sich meistens (in den A- und B-Teilen) geschlossene Kästen, die Elektrik, Sandkästen und Heizlüfter enthielten. Zwischen den Sitzen im Sitz-Abteil wurden kleine Tische an den Fenstern angebracht. Ein M8C enthielte 46 Sitzplätze.

Türen

Die M8C hatten eine Türanordnung von 2+2+2+1 (Fahrtrichtung rechts). Eingebaut wurden drei Doppel- und eine Einzelfalttür von DÜWAG. Die Doppeltüren hatten eine Breite von 1600 mm und die Einzeltüren eine Breite von 800 mm. Angetrieben wurden die Türen elektromechanisch, besaßen eine Ausrastkupplung und waren durch Lichtschranken, Druckwellenkontakte, Trittstufenkontakte und Türendschalter gesteuert und gesichert.

Trittstufen

Die Schwenktrittstufen von DÜWAG wurden als komplettes Bauelement angefertigt und konnten bei Bedarf leicht ein- und ausgebaut werden. Elektrisch angeschlossen waren die Trittstufen in zwei 24-poligen Steckdosen am Fahrzeug. Die Trittstufen bestanden aus einer Klapp- und einer Schwenkstufe, sowie auch einem starren Element, welches separat gesteuert werden konnte.

Kupplungen

Für den Stadtbahnbetrieb in Doppeltraktion wurden die M8C ab Werk mit BSI-Compact-Kupplungen an jeweils beiden Fahrzeugenden ausgestattet.

Lüftung

Aufgrund zu hoher Kosten gab es im Fahrgastraum, abgesehen von aufklappbaren Klappfenstern, keine Belüftung.

Antrieb

Ein M8C hatte jeweils zwei Motoren pro Fahrzeug, die zunächst Siemens, aber auch andere Firmen wie z.B. AEG oder Garbe-Lahmeyer lieferten. Beim Siemens-Modell vom Typ 1KB2021 5MB02 (später auch 1KB2021 0MK02) lagen die Leistungszahlen bei 600 V = bei 150 kW und bei 750 V = bei 185 kW. Durch eine magnetische Entdämpfung konnte sowohl eine Schützen- als auch eine Choppersteuerng verwendet werden. Verwendet wurden Chopper-Steuerungen von BBC, die besonders durch eine automatische Feldschwächung und die kombiniert-kontinuierliche Netz- bzw. Widerstandsbremse mit Rückspeisung gekennzeichnet waren.

Ausmusterung

Die Stadtbahnwagen M waren die ältesten Fahrzeuge des Bielefelder Stadtbahnnetzes, daher suchte man sich schon seit Anfang der 2010er Jahre Nachfolger des M8C. Durch Einführung des GTZ8-B (Vamos) im Jahr 2011 und der zweiten Bauserie der GTZ8-B (Vamos) im Jahr 2020 wurden die M8C schrittweise in Bielefeld ausgemustert. Manche Stadtbahnen vom Typ M8C fanden eine Weiternutzung in der polnischen Stadt Łódź, wo diese grundlegend modernisiert wurden, andere Wagen jedoch fanden nur den Weg auf den Schrottplatz. Es wurde von verschiedensten Personen schon einmal darüber nachgedacht einen Stadtbahnwagen M8C als historischen Wagen für Bielefeld aufzubehalten, allerdings gibt es dazu bisher weder öffentliche Planungen, noch die Absicht von der Stadt Bielefeld so einen Wagen zu behalten.

Fahrzeugbestand

1. Baureihe

M8C 516 am 02.10.1982 als Nicht Einstegen auf dem Betriebshof Sieker.
M8C 516 am 02.10.1982 auf dem Betriebshof Sieker.
NummerBaujahrBauartLieferdatumAusmusterung
M8C 5161982B'2'2'B'-el30 April 198227 Oktober 2021
M8C 5171982B'2'2'B'-el7 Mai 198215 April 2010
M8C 5181982B'2'2'B'-el14 Mai 198214 April 2010
M8C 5191982B'2'2'B'-el19 Mai 198213 April 2010
M8C 5201982B'2'2'B'-el1 Juni 198212 April 2010
M8C 5211982B'2'2'B'-el7 Juni 198221 Februar 2013
M8C 5221982B'2'2'B'-el16 Juni 19823 Juni 2013
M8C 5231982B'2'2'B'-el29 Juni 19823 Juni 2013
M8C 5241982B'2'2'B'-el2 Juli 198220 Oktober 2021
M8C 5251982B'2'2'B'-el13 Juli 198221 Februar 2013
M8C 5261982B'2'2'B'-el20 Juli 198211 Juli 2013
M8C 5271982B'2'2'B'-el27 Juli 19826 März 2012
M8C 5281982B'2'2'B'-el3 August 19828 Juli 2013
M8C 5291982B'2'2'B'-el10 August 198210 Juni 2013

2. Baureihe

M8C 535 am 13.06.2011 als Linie 2 kurz vor der Endhaltestelle Milse.
M8C 535 am 13.06.2011 als Linie 2 kurz vor der Endhaltestelle Milse.
NummerBaujahrBauartLieferdatumAusmusterung
M8C 5311983B'2'2'B'-el18 Juli 19833 Juli 2013
M8C 5321983B'2'2'B'-el3 August 198311 Juli 2013
M8C 5341983B'2'2'B'-el29 August 198310 Juni 2013
M8C 5351983B'2'2'B'-el12 September 19837 März 2012
M8C 5361983B'2'2'B'-el28 September 19836 Juni 2013
M8C 5371983B'2'2'B'-el11 Oktober 19836 Juni 2013
M8C 5381983B'2'2'B'-el25 Oktober 198327 Oktober 2021
M8C 5391983B'2'2'B'-el10 November 198320 Oktober 2021
M8C 5331983B'2'2'B'-el3 August 198311 Juli 2013
M8C 5301983B'2'2'B'-el4 Juli 1983August 2012

3. Baureihe

M8C 556 am 21.04.2019 Richtung Sieker an der Haltestelle Buschbachtal
M8C 556 am 21.04.2019 Richtung Sieker an der Haltestelle Buschbachtal.
NummerBaujahrBauartLieferdatumAusmusterung
M8C 5401986B'2'2'B'-el22 September 19866 April 2022
M8C 5421986B'2'2'B'-el198627 März 2021
M8C 5431986B'2'2'B'-el198614 Februar 2023
M8C 5441986B'2'2'B'-el1986
M8C 5451986B'2'2'B'-el19862 November 2022
M8C 5471986B'2'2'B'-el198613 Oktober 2022
M8C 5481987B'2'2'B'-el198730 November 2022
M8C 5491986B'2'2'B'-el19872 März 2023
M8C 5501987B'2'2'B'-el198731 Juli 2023
M8C 5511987B'2'2'B'-el198726 Juli 2023
M8C 5521987B'2'2'B'-el19871 August 2023
M8C 5531987B'2'2'B'-el198731 Mai 2023
M8C 5541987B'2'2'B'-el198710 Mai 2023
M8C 5551987B'2'2'B'-el1987
M8C 5561987B'2'2'B'-el19871 Juni 2023
M8C 5571987B'2'2'B'-el198725 Juli 2023
M8C 5581987B'2'2'B'-el198711 Mai 2023
M8C 5591987B'2'2'B'-el198724 Juli 2023
M8C 5461986B'2'2'B'-el19865 April 2022
M8C 5411986B'2'2'B'-el2 Oktober 198629 November 2022

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbahnwagen_Typ_M/N

"Die Bielefelder Straßenbahn im Wandel der Zeit" (Rainer Kotte 1989, Verlag Uhler und Kleimann, ISBN 3-922657-74-5)

"Die Stadtbahnwagen der Typen M und N: Entwicklung - Technik - Einsatz" (Michael Kochems 2005, Verlag transpress, ISBN 3-613-71257-1)