M8C: Unterschied zwischen den Versionen

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Für den Ausbau der Bielefelder Straßenbahn zur Stadtbahn brauchte man Fahrzeuge, welche sowohl an den existierenden Straßenbahnhaltestellen sowie den Tunnelhaltestellen halten können. Die bisherigen sechs- und achtachsigen Fahrzeuge des Typs [[GT6]] und [[GT8]] waren nicht für den Zweirichtungsverkehr geeignet, welcher im Tunnelbetrieb notwendig ist. Auch hatten die bisherigen Fahrzeuge nur einseitig Ein- und Ausstiegstüren.
Für den Ausbau der Bielefelder Straßenbahn zur Stadtbahn brauchte man Fahrzeuge, welche sowohl an den existierenden Straßenbahnhaltestellen sowie den Tunnelhaltestellen halten können. Die bisherigen sechs- und achtachsigen Fahrzeuge des Typs [[GT6]] und [[GT8]] waren nicht für den Zweirichtungsverkehr geeignet, welcher im Tunnelbetrieb notwendig ist. Auch hatten die bisherigen Fahrzeuge nur einseitig Ein- und Ausstiegstüren.


Ein damaliges Gutachten kam zu dem Schluss, dass es finanziell sinnvoller war, komplett neue Fahrzeuge anzuschaffen. Um bei Betriebsstörungen und während des Streckenausbaus frei wenden zu können, entschloss man sich für die Bestellung von Zweirichtungsfahrzeugen. Dies ermöglicht auch heute noch die Nutzung der M8C-Wagen an Hochbahnsteigen. Die ursprüngliche Bezeichnung der M-Wagen der Firma [[Duewag]] war "GT8-Z" (Gelenk-Triebwagen 8-achsig für Zweirichtungsbetrieb). Dieses ist ein zusammen mit den Verkehrsbetrieben der Städte Bochum, Essen, Mühlheim und Bielefeld entwickeltes Fahrzeug.
Ein damaliges Gutachten kam zu dem Schluss, dass es finanziell sinnvoller war, komplett neue Fahrzeuge anzuschaffen. Um bei Betriebsstörungen und während des Streckenausbaus frei wenden zu können, entschloss man sich für die Bestellung von Zweirichtungsfahrzeugen. Dies ermöglicht auch heute noch die Nutzung der M8C-Wagen an Hochbahnsteigen. Die Bezeichnung "M-Wagen" wurde durch die Meterspurweite der Gleise in den Netzen der entwickelnden Unternehmen gewählt. Ursprünglich stand das M jedoch auch für "Mittleres-Ruhrgebiet".  In Bielefeld  wurde der M-Wagen erstmals als "GT8-Z" (Gelenk-Triebwagen 8-achsig für Zweirichtungsbetrieb) bezeichnet.  


Gebaut wurde es von der Firma [[Duewag]], mit technischer Ausstattung der Firmen Siemens und BBC. Die Fahrzeuge sind, bis auf unterschiedliche Lackierungen weitgehend identisch. Durch die modulare Bauweise der Fahrzeuge ist es möglich, aus den achtachsigen, auch sechs- oder zehn-achsige Fahrzeuge zu bauen.
Gebaut wurde es von der Firma [[Duewag]], mit technischer Ausstattung der Firmen Siemens und BBC. Die Fahrzeuge sind, bis auf unterschiedliche Lackierungen weitgehend identisch. Durch die modulare Bauweise der Fahrzeuge ist es möglich, aus den achtachsigen, auch sechs- oder zehn-achsige Fahrzeuge zu bauen.
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Dies geschieht durch die Herausnahme bzw. die Hinzufügung eines Mittelteils. Erprobt wurde letzteres einmalig Bielefeld, stellte sich jedoch als zu lang und umständlich heraus. Auch kann man bis zu drei Fahrzeuge problemlos aneinander koppeln. Durch Kooperation der verschiedenen Verkehrsbetriebe verkürzte sich die Entwicklungszeit auf 18 Monate. Rund 200.000 DM kostete ein Fahrzeug.
Dies geschieht durch die Herausnahme bzw. die Hinzufügung eines Mittelteils. Erprobt wurde letzteres einmalig Bielefeld, stellte sich jedoch als zu lang und umständlich heraus. Auch kann man bis zu drei Fahrzeuge problemlos aneinander koppeln. Durch Kooperation der verschiedenen Verkehrsbetriebe verkürzte sich die Entwicklungszeit auf 18 Monate. Rund 200.000 DM kostete ein Fahrzeug.


Auch in Augsburg, Dortmund, Heidelberg, Kassel, Krefeld und Mainz sind diese Fahrzeuge im Einsatz.
Auch in Augsburg, Bochum/Gelsenkirchen, Dortmund, Essen, Heidelberg, Kassel, Krefeld, Mainz, Mülheim und Nürnberg kamen diese Fahrzeuge zum Einsatz, wobei heutzutage diese größtenteils ausgemustert sind.
Bielefeld hatte nach Essen den größten Bestand an M8C mit 44 Fahrzeugen Ende 1987.


Die ersten Prototypen dieser Bauart wurden mit einer Schützensteuerung ([[M8S]]) ausgeliefert, während neuere mit einer Chopper-Steuerung ausgestattet sind.
Die ersten Prototypen dieser Bauart wurden mit einer Schützensteuerung ([[M8S]]) ausgeliefert, während neuere mit einer Chopper-Steuerung ausgestattet sind.
Abweichend von der eigentlich planmäßigen einheitlichen Lackierung in den Farben rot und weiß, den Landesfarben Nordrhein-Westfalen, wurden die M8C in Bielefeld in orange und weiß mit Warnschraffur am unterem Teil von beiden Fronten.
== Unterschiede zum Vorgänger ==
Der größte Unterschied der M8C im Gegensatz zu den [[M8S]] ist die Steuerung, da die M8C, statt einer Schützensteuerung, eine Choppersteuerung erhielten. Außerdem bemerkbar sind die Düwag-Klappstufen für den barrierefreien Hochflurbetrieb. Ansonsten erhielten die M8C ein graues Fensterband, wobei der orange/weiße Grundlack  erhalten blieb.
== spezifische Änderungen an Wagen/in Bielefeld ==
Die Wagen der ersten Bauserie hatten einen schnelleren Türöffnungsvorgang der ab bereits unter 7 km/h eingeleitet werden konnte, da die Türen beim öffnen und schließen zu viel Zeit in Anspruch nahmen.
Die Wagen der zweiten Bauserie wurden ohne Stromabnehmer geliefert, da die erste Bauserie über zwei Stromabnehmer verfügten, wovon dann jeweils einer entfernt wurde. Dies geschah dadurch, dass man keinen zweiten Stromabnehmer im Betrieb mehr benötigte. Bei der Auslieferung hatte die zweite Bauserie auch größere Zielschildkästen.
Im Innenraum wurde auf Klappsitze neben den Gelenken in Bielefeld verzichtet, um mehr Platz für Rollstuhlfahrer als auch Kinderwägen zu schaffen.
Weitere Änderungen in Bielefeld sind ein rutschfester Altro-Fußbodenbelag, der Einbau eines Rotationskompressors, eine neue Sandsteuereinrichtung mit Rohrbeheizung Typ SDN der Firma Knorr, größere Zielfilm-Anzeigen und eine Klimatisierung der Fahrerkabinen.
== Technische Daten ==
=== Wagenkasten ===
Der Wagenkasten ist in Stahlleichtbaugerippe aus Walz- und Hohlprofilen, die 1,75 bis 2 mm stark, wobei das Dachblech nur eine Stärke von 1,5 mm aufweist, geschweißt beblecht sind, gebaut. Zum Gewichtsersparnis wurden einige nicht tragende Bauteile mit leichteren Werkstoffen gefertigt.
=== Gelenk ===
Die Wagengelenke sind mit Kugel-Drehverbindungen und Silentbloc-Lagerung gebaut. Das Mittelportal in Verbindung mit den verlängerten Wagenseitenwänden verdeckt nach außen den Gummibalgbereich und gibt dem Wagen ein harmonisches Aussehen.
=== Innenausstattung ===
Der gesamte innere Wagenkasten verfügt über eine Grundierung mit Epoxyester von 2 mm Dicke und eine Dekclack-Schicht. Bis 300 mm über Fußbodenoberkante besteht diese Verkleidung aus kaschiertem Hornitex. Der Boden des M8C besteht aus 3 mm dickem Spoknol, welches auf 16 mm starke, schwer entflammbare Delignitplatten augeklebt wurde. Die seitlichen Fenster sind alle ungefähr 1900 mm über Fußbodenhöhe angebracht. Mit einer Größe von 1500 mm in der Breite und 1100 mm in der Höhe besteht hier eine gute Sicht nach außen. Einige Fenster verfügen im oberen Bereich über Klappfenster zur Belüftung. Außerdem bestehen alle Fenster aus getöntem Sicherheitsglas und sind in Profilgummi eingesetzt.
=== Fahrerraum ===
Die Fahrerkabine ist vom Fahrgastraum durch eine Trennwand, bestehend aus einer beidseitig mit Hornit beklebten Holzkonstruktion, abgetrennt. In dieser Holzkonstruktion befindet sich eine verschließbare Tür mit Schiebefenster für den ursprünglichen Fahrkartenverkauf. Außerdem, für die Sicht durch das Fahrzeug, enthält die Trennwand eine große transparente Fläche. Zudem verfügt der Fahrerraum über eine eigene Lüftung und Heizung. Der Fahrerraum verfügt über mehrere Einrichtungen zur Überwachung der Technik als auch ein Armaturenbrett zur Bedienung des Fahrzeuges. Der Fahrersitz ist ein Modell der Firma Isringhausen.
=== Schallschutz ===
Zum Schallschutz besteht die Seitenwandbleche aus 20 mm dicken Glaswollmatten und die Innendecke aus einer Sandwich-Konstruktion mit Schaumkern. Dadurch werden die Lärmemissionen (bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h) von 71-75 db(A) innen und 75-80 db(A) im Abstand von 7 m außen nicht überschritten.
=== Fahrgastsitze ===
Die Sitze im Fahrgastraum bestehen aus Neopren mit Wollplüschbezügen. Es gibt die Sitzausführung als Doppel- (Breite 980 mm) bzw. Einzelsitz (Breite 490 mm) in Abteilform. Die Länge eines Sitz-Abteils ist 1650 mm welche sehr der Bequemlichkeit hinzufügt. Die Auflage besitzt auf der Sitzfläche eine Dicke von jeweils 90 mm und im Rückenbereich eine Dicke von 50 mm. Unterhalb der Sitze befinden sich meistens (in den A- und B-Teilen) geschlossene Kästen die Elektrik, Sandkästen und Heizlüfter enthalten. Zwischen den Sitzen im Sitz-Abteil wurden kleine Tische an den Fenstern angebracht. Ein M8C enthält 46 Sitzplätze.
=== Türen ===
Die M8C haben eine Türanordnung von 2+2+2+1 (Fahrtrichtung rechts). Eingebaut wurden drei Doppel- und eine Einzelfalttür von Düwag. Die Doppeltüren haben eine Breite von 1600 mm und die Einzeltüren eine Breite von 800 mm. Angetrieben werden die Türen elektro-mechanisch, besitzten eine Ausrastkupplung und sind durch Lichtschranken, Druckwellenkontakte, Trittstufenkontakte und Türendschalter gesteuert und gesichert.
==== Trittstufen ====
Die Schwenktrittstufen von Düwag werden als komplettes Bauelement angefertigt und können bei Bedarf leicht ein- und ausgebaut werden. Elektrisch angeschlossen sind die Trittstufen in zwei 24-poligen Steckdosen am Fahrzeug. Die Trittstufen bestehen aus einer Klapp- und einer Schwenkstufe, als auch ein starres Element welche seperat gesteuert werden können.
=== Kupplungen ===
Für den Stadtbahnbetrieb in Doppeltraktion wurden die M8C ab Werk mit BSI-Compact-Kupplungen an jeweils beiden Fahrzeugenden ausgestattet.
=== Lüftung ===
Aufgrund zu hoher Kosten gibt es im Fahrgastraum, abgesehen von aufklappbaren Klappfenstern, keine Belüftung.
=== Antrieb ===
Ein M8C hat jeweils zwei Motoren pro Fahrzeug, die zunächst Siemens, aber auch andere Firmen wie z.B. AEG oder Garbe-Lahmeyer lieferten. Beim Siemens-Modell vom Typ 1KB2021 5MB02 (später auch 1KB2021 0MK02) lagen die Leistungszahlen bei 600 V = bei 150 kW und bei 750 V = bei 185 kW. Durch eine magnetische Entdämpfung konnte eine Schützen- als auch Choppersteuerng verwendet werden. Verwendet wurden Chopper-Steuerungen von BBC, die besonders durch eine automatische Feldschwächung und die kombiniert-kontinuierliche Netz- bzw. Widerstandsbremse mit Rückspeisung gekennzeichnet war. 
==Fahrzeugbestand==
==Fahrzeugbestand==
===1. Baureihe===
===1. Baureihe===
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https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbahnwagen_Typ_M/N
https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbahnwagen_Typ_M/N


"Die Bielefelder Straßenbahn im Wandel der Zeit" (Rainer Kotte 1989, Verlag Uhler und Kleimann, ISBN 3-922657-74-5)
"Die Bielefelder Straßenbahn im Wandel der Zeit" (Rainer Kotte 1989, Verlag Uhler und Kleimann, ISBN 3-922657-74-5),
"Die Stadtbahnwagen der Typen M und N: Entwicklung - Technik - Einsatz" (Micahel Kochems 2005, Verlag transpress, ISBN 3-613-71257-1)
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