Für die Stadtbahnpläne in Bielefeld suchte man bei den Stadtwerken in den 1970er-Jahren ein Fahrzeug, was sowohl tunnelfähig war, als auch in der Übergangsphase im Straßenbahnverkehr eingesetzt werden konnte. Die bereits vorhanden DÜWAG-Gelenktriebwagen waren aufgrund von ihrem Alter und technischer Konzeption nicht dafür geeignet. Da man sich spätestens Ende der 1980er mit der Frage einer Ersatzbeschaffung auseinandersetzen musste, wurde es für sinnvoll gehalten, Neubauten anzuschaffen.

Der Stadtbahnwagen M von DÜWAG bot sich in beiden Voraussetzungen an, weswegen die Stadtwerke Bielefeld an der Entwicklung des Typ M und auch an der ersten Sammelbestellung teilnahm. Die Stadtwerke beschafften zunächst vier Triebwagen vom Typ M8S, welche die Betriebsnummern 501 bis 504 erhielten. Davon erreichte der erste Triebwagen am 16. Januar 1976 Bielefeld. Hierbei steht das M für die Spurweite, die bei einem Meter, also Meterspur, lag, die 8 für die Achsanzahl und das S für die Steuerung, die bei diesem Typen eine Schützensteuerung war. Zunächst bezeichnete man den Typ M8S in Bielefeld jedoch als "GT8-Z" (Gelenk-Triebwagen 8-achsig für Zweirichtungsbetrieb).

Abweichend von der Standard M-Wagen Farbe in Rot/Weiß, den nordrhein-westfälischen Landesfarben, erhielten die Bielefelder M8S eine Farbgebung in orange/weiß mit Warnschraffur am unteren Teil der beiden Fahrzeugenden. Außerdem wurde eine Funkanlage von AEG-Telefunken als auch Entwerter von Klüssendorf eingebaut.

Technische Daten

Wagenkasten

Der Wagenkasten ist in Stahlleichtbaugerippe aus Walz- und Hohlprofilen, die 1,75 bis 2 mm stark, wobei das Dachblech nur eine Stärke von 1,5 mm aufweist, geschweißt beblecht sind, gebaut. Zur Gewichtsersparnis wurden einige nicht tragende Bauteile mit leichteren Werkstoffen gefertigt.

Gelenk

Die Wagengelenke sind mit Kugel-Drehverbindungen und Silentbloc-Lagerung gebaut. Das Mittelportal in Verbindung mit den verlängerten Wagenseitenwänden verdeckt nach außen den Gummibalgbereich und gibt dem Wagen ein harmonisches Aussehen.

Innenausstattung

Der gesamte innere Wagenkasten verfügt über eine Grundierung mit Epoxyester von 2 mm Dicke und eine Decklack-Schicht. Bis 300 mm über Fußbodenoberkante besteht diese Verkleidung aus kaschiertem Hornitex. Der Boden des M8S besteht aus 3 mm dickem Spoknol, welches auf 16 mm starke, schwer entflammbare Delignitplatten augeklebt wurde. Außerdem wurden im Bereich der Drehgestelle zur einfachen Wartung vier Bodenklappen aus Aluminiumguss eingebaut. Die seitlichen Fenster sind alle ungefähr 1900 mm über Fußbodenhöhe angebracht. Mit einer Größe von 1500 mm in der Breite und 1100 mm in der Höhe besteht hier eine gute Sicht nach außen. Einige Fenster verfügen im oberen Bereich über Klappfenster zur Belüftung. Außerdem bestehen alle Fenster aus getöntem Sicherheitsglas (Sekurit-Katacolorglas) und sind in Profilgummi eingesetzt.

Beleuchtung

Die Beleuchtung im M8S besteht aus 16 Deckenleuchten in Form eines Lichtbandes, mit jeweils 40 W. Zwei von diesen 16 Deckenleuchten im A- und B-Teil werden direkt aus der Batterie gespeist, um auch als Notbeleuchtung dienen zu können.

Fahrerraum

Die Fahrerkabine ist vom Fahrgastraum durch eine Trennwand, bestehend aus einer beidseitig mit Hornit beklebten Holzkonstruktion, abgetrennt. In dieser Holzkonstruktion befindet sich eine verschließbare Tür mit Schiebefenster für den Fahrkartenverkauf. Außerdem, für die Sicht durch das Fahrzeug, enthält die Trennwand eine große transparente Fläche. Der Fahrerraum verfügt über mehrere Einrichtungen zur Überwachung der Technik als auch ein Armaturenbrett zur Bedienung des Fahrzeuges. Der Fahrersitz ist eine VÖV-Ausführung des Fabrikats Bremshey, dieser beinhaltet eine Federkernpolsterung mit Schaumauflage und ist drehbar sowie höhen- und längsverstellbar.

Fahrgastsitze

Die Sitze im Fahrgastraum gibt es in der Sitzausführung Doppel- (Breite 980 mm) bzw. Einzelsitz (Breite 490 mm) in Abteilform. Zwischen den Sitzen im Sitz-Abteil wurden kleine Tische an den Fenstern angebracht. Die Auflage besitzt auf der Sitzfläche eine Dicke von jeweils 90 mm und im Rückenbereich eine Dicke von 50 mm. Unterhalb der Sitze befinden sich meistens (in den A- und B-Teilen) geschlossene Kästen die Elektrik, Sandkästen und Heizlüfter enthalten. Ein M8S enthält 54 Sitzplätze.

Türen

Die M8S haben eine Türanordnung von 2+2+2+1 (Fahrtrichtung rechts). Eingebaut wurden drei Doppel- und eine Einzelfalttür von DÜWAG. Die Doppeltüren haben eine Breite von 1600 mm und die Einzeltüren eine Breite von 800 mm. Angetrieben werden die Türen elektromechanisch, besitzen eine Ausrastkupplung und sind durch Lichtschranken, Druckwellenkontakte, Trittstufenkontakte und Türendschalter gesteuert und gesichert.

Kupplung

Obwohl die Fahrzeuge des Typs M8S nicht planmäßig in Doppeltraktion fuhren, wurden diese mit BSI-Compact-Kupplungen an jeweils beiden Fahrzeugenden ausgestattet. Diese Kupplung ist eine automatische Mittelpufferkupplung mit Kuppelkopf. Der Kopf besitzt eine pneumatische Kuppeleinrichtung, eine pneumatische Mitteneinstellung und ein Stossverzehrglied.

Lüftung

Abgesehen von aufklappbaren Fenstern, enthalten die M8S keine Belüftung.

Schallschutz

Zum Schallschutz bestehen die Seitenwandbleche aus 20 mm dicken Glaswollmatten und die Innendecke aus einer Sandwich-Konstruktion mit Schaumkern. Dadurch werden die Lärmemissionen (bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h) von 71-75 db(A) innen und 75-80 db(A) im Abstand von 7 m außen nicht überschritten.

Antrieb

Ein M8S hat jeweils zwei Motoren pro Fahrzeug, die zunächst Siemens, aber auch andere Firmen wie z.B. AEG oder Garbe-Lahmeyer lieferten. Beim Siemens-Modell vom Typ 1KB2021 5MB02 (später auch 1KB2021 0MK02) lagen die Leistungszahlen bei 600 V = bei 150 kW und bei 750 V = bei 185 kW. Durch eine magnetische Entdämpfung konnte sowohl eine Schützen- als auch eine Choppersteuerng verwendet werden. Verwendet wurde eine elektro-magnetische Schützensteuerung mit 25 Anfahr- und zwei Feldschwächungsstufen.

Fahrzeugbestand

 
M8S 503 am 07.05.1978 als Linie 2 Richtung Milse in Nähe der Haltestelle Schelpmilser Weg.

Nach ihrem Einsatz in Bielefeld wurden sie im Mainzer Straßenbahnnetz eingesetzt.

NummerBaujahrBauartLieferdatumAusmusterung
M8S 5011976B'2'2'B'-el18 Januar 1976April 1987
M8S 5021976B'2'2'B'-el4 April 19762 Februar 1987
M8S 5031976B'2'2'B'-el13 Juni 1976Mai 1987
M8S 5041976B'2'2'B'-el4 Juli 19766 Mai 1987